Über den Eifelrand hinaus
Hausbootfahren ohne Führerschein, aber mit Geschick
Ich habe die Hausbootfahrt an einem Wochende zusammen mit meiner Familie gemacht. An Bord also Tochter und Sohn, meine Schwiegertochter und Bootshund Darja. Ursprünglich wollten wir alle mal ans Steuer des Hausboots. Aber schon während der Einweisung wird mir schnell klar, dass ich gerne darauf verzichte. Die freundlichen und geduldigen Vermieter Florence und André erklären nämlich, dass die Fender am Boot, die Stöße abfangen sollen, pro Stück 25 Euro und der Propeller am Motor 125 Euro kostet, sofern wir sie beschädigen. Bei mir stehen die ersten Schweißtropfen auf der Stirn.
Das Hausboot ist 5 Tonnen schwer und eine träge Masse. Da muss man ganz schön am Lenkrad kurbeln, um es bei Wind und Strömung auf Kurs zu halten und um bei der Einfahrt in die Schleusen und beim Anlegen nicht irgendwo anzuecken. Weil mein Sohn Matthias das bei der dreistündigen Einweisung alles sehr gut hinbekommen hat, haben wir ihn zum Kapitän ernannt.
Einweisung auf dem Hausboot
Während der dreistündigen Einweisung durch den Vermieter erfährt die Crew wie man das Hausboot manövriert oder welche Knoten sie zum Festbinden verwenden soll. Dann auch welche Verkehrszeichen auf der Lahn gelten oder wie die Toilettenspülung funktionert.
Das hat uns bereits so erschöpft, dass wir am Freitagabend direkt im Heimathafen unseres Hausbootes, in Hollerich bei Obernhof, liegen geblieben sind. Wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter: Sonnenschein, Badetemperaturen und kaum noch Wind wie in der Vorwoche. Dieses Detail ist nicht unwesentlich. Denn ab Windstärke vier darf man nicht mehr mit dem Hausboot fahren.
An Bord gibt es Grill, Feuerschale und Holz, so kann man es sich nach dem Baden in der Lahn auf der Terrasse gemütlich machen. Essen und trinken und dem Quaken der Frösche lauschen. Am Anfang fanden wir das Froschkonzert auch noch schön. Doch die unterschiedlichsten Geräusche aus gefühlten Trillionen Froschkehlen über die ganze Nacht hinweg, war sicherlich die größte Herausforderung bei diesem Trip. Deshalb mein Tipp: möglichst Oropax einstecken, wie vom Vermieter empfohlen.
Das Hausboot von Innen
Es gibt einfache Hausboote auf der Lahn, bei denen man ohne Dusche auskommen muss und komfortablere mit Dusche und Küche. Wir hatten letzteres und fühlten uns in dem hellen, mit viel Holz ausgestatteten „Tiny House“ sofort wohl.
Im Küchenbereich konnten wir auf einem dreiflammigen Gasherd hervorragend kochen. Im Kühlschrank ist ausreichend Platz für frische Lebensmittel. Alles blitzblank sauber.
Der Schlafbereich ist mit zwei Doppelbetten, einer Holzzwischenwand und einem Vorhang abgetrennt. Am Tisch haben ebenfalls vier Personen Platz. Der Vermieter empfiehlt ohnehin mindestens drei Personen für so eine Hausbootfahrt. Denn beim Anlegen oder in der Schleuse ist der Kapitän auf die Mithilfe seiner Matrosen angewiesen. Da müssen zwei Leute, die Leinen festmachen, bzw. festhalten.
Abenteuer Schleusen und Anlegen
Ja, ich gebe es zu: ich bin ein Angsthase! Nachdem wir schon am ersten Abend mit dem Hausboot beim „Einparken“ ein anderes Boot angedotzt haben, bin ich immer in der Kabine verschwunden, wenn es brenzlig wurde. Zum Beispiel beim Einfahren in die Schleuse. Da sind rechts und links nur wenige Zentimeter Platz zwischen Boot und Schleusenwand. Es ist aber immer alles gut gegangen. Die Schleusenwärter waren immer sehr nett und hilfsbereit. Sylvia und Laura haben geholfen das Boot rein zu manövrieren als hätten sie nie etwas anderes getan. Ich habe mich darauf beschränkt, meiner selbstgewählten Aufgabe als Smutje nachzugehen.
Die Lahn – Landschaft und Ortschaften
Die Lahn ist von ihrer Quelle im Rothaargebirge bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein 242 km lang. Mit dem Hausboot darf man zwischen Lahnstein und Dhern fahren. Wir sind von Obernhof bis Balduinstein gekommen. Keine 40 Kilometer. Das hat für ein Wochenende vollkommen ausgereicht. Denn das Fahren erfordert volle Konzentration und Matthias musste André am Sonntagabend Recht geben: stressfrei fahren kann man nicht viel mehr als drei Stunden am Stück.
Außerdem wollte ja auch der Kapitän die vielen schönen Ausblicke genießen. Auf das Kloster Arnstein bei Obernhof etwa, auf die vielen Fachwerkhäuser, auf Burgen oder Kapellchen, auf Wiesen und Wälder. Am Flussufer haben wir Eisvögel gesehen, Gänse, Enten und Graureiher und sogar ein Nutria ist an uns vorbeigeschwommen.
Nach der Schleuse Kalkofen haben wir an Land in einem Gasthaus zu Mittag gegessen. Einen Bäcker haben wir auf unserer Route nicht gefunden. In Obernhof, Balduinstein, Diez oder Limburg gibt es genügend Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten. Die Ortschaften und Städte mit ihren vielen Fachwerkhäusern oder Limburg mit seinem Dom sind auf jeden Fall einen Rundgang wert. Dazu sollte man aber mehr als ein Wochenende Zeit haben.
Übernachten im Naturschutzgebiet
Samstagnacht haben wir Andrés Rat folgend in der Nähe von Scheidt in einem Naturschutzgebiet übernachtet. Außer uns kein Mensch weit und breit, auch keine Straße, auf der es recht laut zugehen kann noch die Bahnlinie.
Dass es trotzdem nicht zu ruhig wurde, dafür haben bereits erwähnte Frösche gesorgt! Wesentlich geräuschloser war da der Schwan, der uns besucht hat. Als ich früh am Morgen aufwachte und zum Fenster hinausschaute, stand auf der Wiese am gegenüberliegenden Ufer ein Reh und ein Feldhase hoppelte vorbei. So viel Natur hatte ich schon lange nicht mehr.
Am Abend zuvor waren wir noch eine schöne Runde mit dem Hund durch die Wälder des Lahntals spazieren gegangen. Das ist überall gut möglich.
Hausbootfahrt auf der Lahn mit Hund
Mit an Bord war auch meine Hündin Darja. Sie hat den Wochenendausflug sichtlich genossen. Ganz ihr Ding: Enten und Schwäne gucken und sich in der Sonne ein Lüftchen um die Nase wehen lassen. Nicht so ihr Ding waren die groben Gitter über die es im Hafen zum Hausboot ging. Aber selbst das hat sie bei dieser Gelegenheit geübt. Wer seinen Hund mit an Bord nehmen möchte, der sollte das direkt bei der Buchung sagen. Denn Hausboote-Lahn etwa bietet nur eines von seinen drei Hausbooten für Hundebesitzer an. Das ist das mintgrüne „Flusshäuschen 2“, das wir hatten.
Die Kosten:
Wir haben für das Wochenende 640 Euro gezahlt. Davon 40 Euro für den Hund. Hinzu kamen 60 Euro für Gas und Benzin.
Mein Fazit:
Die traumhaft schöne Hausbootfahrt auf der Lahn war jeden Cent wert. Ich kann mir gut vorstellen, das zu wiederholen, wenn meine Crew mitmacht. Dann gerne auch noch länger.
Wir hatten unser „Flusshäuschen 2“ bei Hausboote-Lahn gebucht. Aber es gibt noch andere Anbieter. Z.B. in Nassau: Kanucharter Hofmann oder in Balduinstein: lahn.house.
Hallo Martina,
hat mich gefreut, Deinen Beitrag … mit Hausboot auf der Lahn zu lesen und
die inspirierenden Fotos zu genießen. …. konnte mich gedanklich gut einfühlen.
Das würde mir auch gefallen, zumal ich seit Jahren Infos dazu sammle. Prima, das Du
auch die finanziellen Kosten angeführt hast. Erleichtert die Planbarkeit.
Gute Zeit und weiterhin wunderbare Touren und Erlebnisse wünscht Dir
Pfiffi-Kuss Inge.
Hallo Martina,
welch wunderschöner Bericht mit tollen Fotos,
seit ich auf WDR „Lecker an Bord“ geschaut habe, war so eine Fahrt mit dem Hausboot Nr. 1 bei den Dingen, die ich noch machen will.
War vor vielen, vielen Jahren mit einer Familien-Gruppe in Kajaks mal 1/2 Tag auf der Lahn unterwegs , war auch super, aber kein Vergleich.
Ahoi Hans
Lieber Hans,
auf jeden Fall in die Tat umsetzen. Das Leben ist zu kurz, um nicht jetzt schon damit anzufangen, seine Bucket-List abzuarbeiten :-), sagt Smutje Martina