Literatur aus der Eifel
Eifelkrimi – „Schuss mit Lustig“ von Ralf Kramp
Eifelkrimi in Häppchen – Humorvolle Kriminalgeschichten
Je schneller ich beim abendlichen Lesen im Bett einschlafe, desto mehr liebe ich Kurzgeschichten. Eine schaffe ich immer. Und wenn sie auch noch so spannend und lustig sind, wie die von Eifelkrimi-Autor Ralf Kramp, denn schaffe ich an einem Abend auch schon mal mehrere. Nach „Mord und Totlach“ ist in diesem Jahr „Schuss mit Lustig“ erschienen. Auch diese Geschichten haben allesamt ein überraschendes Ende, das man selbst bei angestrengtem Mitdenken nicht wirklich vorausahnen kann. So können sich Beziehungen rückblickend als weniger harmonisch erweisen als angenommen, alte Menschen als weniger harmlos und schöne Orte als weniger idyllisch.
Kramp begibt sich zum Morden auch schon mal aus der Eifel heraus. An die Mosel, nach Frankreich oder Großbritannien. Und er schreckt auch nicht davor zurück, das gute alte Kasperle aus der Puppenkiste zu holen und es zum Ermittler im Rotlichtmilieu zu machen. Klar, dass auch die Großmutter, der Seppl, der Wachtmeister Dimpfelmoser, die Gretel und die Kaffeemühle nicht fehlen dürfen: „Kasperle im Zauberwald“ – diese Geschichte muss man gelesen haben. Ich habe mich weggeschmissen vor Lachen. Klar, mit Realität hat das nichts mehr zu tun, aber Ralf Kramp meint dazu:
„Das sind so kleine Experimente, die ich immer mal mache. Im vorigen Buch habe ich das Märchen vom Rotkäppchen komplett umgekrempelt. Das macht Spaß, wenn man mit diesen Versatzstücken arbeiten kann und einfach mal so richtig auf die Sahne haut. Und ich finde, ein Kasperle, der die Heiterkeit in Person ist, den in die Haut eines schwermütigen, skandinavisch anmutenden Kommissars, so eine Wallander-Geschichte da reinschlüpfen zu lassen, das hat mir großen Spaß gemacht.“
Schwerpunkt Eifelkrimi – der Verleger und Autor Ralf Kramp
Ralf Kramp hat jede Menge Kriminalromane geschrieben, die einen Bezug zur Eifel haben. Denn das, so der Autor, sei die Gegend, in der er sich auskenne.
Ralf Kramp ist in Euskirchen geboren und hat einen eigenen Verlag in Hillesheim, den KBV-Verlag , in dem auch die Bücher von Jacques Berndorf, dem Vater des Eifelkrimis, erscheinen. Mit ihm hat ja die Ära des Regionalkrimis erst begonnen.
Ralf Kramp schreibt aber eben nicht nur ernsthafte Kriminalromane, immer wieder verlegt er auch Kurzgeschichten, ganz in der Tradition von Roald Dahl oder Henry Slesar, die ebenfalls bewiesen haben, dass sich Mord und Humor nicht ausschließen müssen. Zusammen mit seiner Frau hat Ralf Kramp das Kriminalhaus mit dem „Café Sherlock“ in Hillesheim in der Eifel aufgebaut und ein Kriminalarchiv, was sage ich : das deutsche Krimi-Archiv mit rund 30.000 Bänden deutscher Kriminalliteratur.
Lesungen mit Ralf Kramp
Wer die Gelegenheit hat, Ralf Kramp live zu erleben, der sollte sie unbedingt nutzen. Ich bin wirklich kein Freund von Autorenlesungen, weil ich denke, dass ich aus dem Alter raus bin, in dem man mir vorlesen muss, weil ich es inzwischen selbst kann. Lesungen müssen deshalb einen Mehrwert für mich haben. Und der ist bei Ralf Kramp auf jeden Fall gegeben.
Von Ralf Kramp gelesen kommen die Kriminalgeschichten doppelt so lustig rüber als wenn ich sie selbst lese. Temporeich mit abwechslungsreicher Mimik, mit oder ohne Eifeldialekt, hoch oder tief gesprochen – die Figuren aus seinen Erzählungen werden lebendig und in Gesellschaft lacht es sich ja bekanntlich noch mal besser.
Krimigedichte von Ralf Kramp
Ralf Kramp hat in „Schuss mit Lustig“ nicht nur Geschichten, sondern auch Krimigedichte geschrieben. Auch sie natürlich immer mit einer Pointe zum Schluss, die überrascht. So wie in diesem Gedicht, dass er mir in einer Lesungs-Pause vorgetragen hat.
Ein Notruf
Später Anruf auf der Wache,
Männerstimme, aufgeregt.
„Ich ruf an „, in Eifeler Sprache,
„weil mein Frund sich nicht bewegt“.
„Heute Abend auf der Pirsch
Fiel er über einen Ast.
Und vertrieb dabei den Hirsch,
Hat sich dann ans Herz gefasst.“
„So, das Herz. Jetzt mal die Fakten!“
Sagt geübt der Polizist.
Und notiert sich ür die Akten
Wie akut der Notfall ist.
„Wir snd hier im Eifelwald!“
brüllt der Mann ins Telefon.
„Und er wird schon langsam kalt!“
An der Stimme merkt man schon,
Dass er wirklich sehr in Not ist.
„Erst mal muss ich sicher sein,
dass Ihr Freund auch wirklich tot ist“,
räumt der Schutzmann sachlich ein.
„Ist schon klar, Chef!“, dann ein Wimmern.
Der Beamte hört entsetzt
Jetzt drei Schüsse, dann die Stimme:
„So erledigt, was kommt jetzt?“
Besonders gut gefällt mir übrigens der Trailer, den Ralf Kramp zu seinem Buch aufgenommen hat. Erstaunlich wie viel Aha-Effekt mit so wenigen Worten erzielt werden kann: