Literatur aus der Eifel

Rainer Ningel – „Perpel der Regenschirmverleiher“

Cover Perpel der Regenschirmverleiher von Rainer Ningel

Der 430 Seiten starke Roman „Perpel – Der Regenschirmverleiher“ von Rainer Ningel hat den Untertitel „Ein Roman über Sucht und Sehnsucht“. Und so geht es in dem Buch um einen jungen Mann, der seine Trunksucht überwinden muss, um nach vielen Rückschlägen doch noch seinen Platz in der Welt zu finden.

Worum geht es in „Perpel der Regenschirmverleiher“

In dem Roman „Perpel der Regenschirmverleiher“ wird die Lebensgeschichte von Peregrin erzählt, der im Hunsrück behütet aufwächst, aber durch den frühen Tod seiner Mutter und andere Umstände aus der Bahn geworfen wird. Er fängt an zu trinken, gerät in schlechte Gesellschaft und verliert schließlich seine Freundin und die Arbeit. Im Hunsrück geboren, zieht er mit dem Vater zunächst in die Eifel und lebt dann eine Zeit lang an der Mosel. So verbindet Rainer Ningel alle drei Regionen, die auch im echten Leben eng miteinander verbunden sind. Peregrin wird zum „Perpel“ als er zu einem Regenschirmmacher im Eifelort Junkerfeld in die Lehre geht. „Perpel“ bedeutet „Regenschirm“ im Eifeler Dialekt. Der alte, ungewöhnliche Name Peregrin bedeutet Fremder, Pilger oder Reisender. Und so wird sowohl der Name als auch der außergewöhnliche Beruf zur Metapher. Perpel muss durch viele Höhen und Tiefen gehen, bevor er im Leben ankommt, bevor er vom unglücklichen Alkoholiker zum glücklichen Familienvater wird. Und „der Schirm bietet Schutz, aber aufspannen muss man ihn schon selber“, so der Autor Rainer Ningel.

Der Roman spielt in fiktiven Orten von Hunsrück, Eifel und Mosel. In Höhental, Junkerfeld und Moselbruck. Ich habe Rainer Ningel gefragt, warum er keine realen Orte genommen habe. Bei den Eifelkrimis von Jaques Berndorf sei das immer sehr gut angekommen, bei anderen Regionalkrimis ebenfalls. Rainer Ningel meinte aber, dass es doch besser gewesen sei fiktive Ortsnamen zu verwenden bei den vielen Intrigen, die im Roman gesponnen werden. Es sollte  gar nicht erst der Verdacht aufkommen, dass irgendwelche Ereignisse, die im Buch geschildert werden, real sein könnten. Denn tatsächlich wird hier mit der Vorstellung vom romantischen Dorfleben und der gemütlichen Dorfkneipe gründlich aufgeräumt.

Der Teil, in dem Perpel seine „Genesung“ bei dem Menschenkenner und Fährmann Matiss an der Mosel, verbringt, erinnert mich sehr stark an John Streleckys „Das Café am Rande der Welt“, wo dem Leser ebenfalls viele Lebensweisheiten und Ratschläge für ein besseres Leben in Romanform präsentiert werden.

Rainer Ningel, Foto Christoph Gerhartz

Autor Rainer Ningel, Foto: Christoph Gerhartz

Der Autor Rainer Ningel

Der Autor von „Perpel der Regenschirmverleiher“ lebt in Hambuch in er Eifel, wo er Mitbegründer und Vorsitzender der „Dorfakademie Hambuch“ ist, die sich für den ländlichen Raum stark macht. Ningel war Professor für Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz. Davor arbeitete er als Therapeut und er hat eine Suchtklinik geleitet. Das Thema Alkoholsucht kennt er also aus nächster Nähe. Meine Anmerkung, dass der Teil von Perpels Entzug und seine Genesung in der zweiten Hälfte des Buches doch etwas lang geraten sei, kontert er mit der Aussage, dass so ein Heilungsprozess ja auch nur in kleinen Schritten erfolge. „Perpel der Regenschirmverleiher“ ist Rainer Ningels erster Roman. Davor hat er mehrere Bücher mit Gedichten und Geschichten, überwiegend in Eifeler Platt herausgebracht.

Mein Fazit

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Am besten das erste Drittel, in dem Rainer Ningel sehr bildhaft Perpels Kindheit und seine Lebensumstände beschreibt. Schön auch die vielen regionalen Bräuche, die er in die Handlung eingewoben hat. Wie z.B. die Hillisch, den Eifeler Polterabend, der ausschließlich von Junggesellen gefeiert wird. Und natürlich darf in einem Eifelroman auch die ausführliche Beschreibung des Döppekooche- oder Kirmesessens nicht fehlen. Die Lebensweisheiten, die Perpel an der Mosel mit auf den Weg bekommt, sind für den ein oder anderen Leser auch ausgesprochen hilfreich. Ebenso wie die Botschaft des Romans: um aus einem Tief herauszufinden braucht es Menschen, die dir Halt geben und eine wohlgesonnene Umgebung. Gleichzeitig muss dir aber klar sein, dass letztendlich nur du selbst etwas ändern kannst.

Rainer Ningel: Perpel der Regenschirmverleiher, Ein Roman über Sucht und Sehnsucht, Rhein-Mosel-Verlag, 18,90 €