Eifel-Landschaften
Es ist nicht verwunderlich, dass für die Kreuze Basalt verwendet wurde, denn es war das Material, das die vulkanische Eifel in Hülle und Fülle hervorbringt. Aus ihm stellten schon die Römer Mühlsteine her.
Basaltkreuz in der Nähe von Gappenach bei Polch
Basaltkreuz bei Einig mit Blick über das Maifeld
Wozu wurden Basaltkreuze aufgestellt?
Die Basaltkreuze in der Osteifel wurden aus ganz unterschiedlichen Gründen aufgestellt. Im Mittelalter sollten sie vor Naturgewalten wie Blitz und Hagel schützen, vor Tierseuchen oder der Pest. Vielleicht sollten wir mal wieder eins aufstellen….
Manche Wegekreuze sind ehemalige Grabkreuze, die unsere Vorfahren vom Friedhof aufs Feld brachten. Aber sie stellten auch Kreuze für Ermordete und Verunglückte am jeweiligen Unglücksort auf. Offensichtlich waren das nicht Wenige. Denn im 19. Jahrhundert wollte die preußische Regierung laut Wikipedia diese Sitte abschaffen. Sie fürchtete, dass Reisende bestimmte Wege aus Angst vor Wegelagerern meiden könnten angesichts der vielen Sühnekreuze.
Basaltkreuze in der Osteifel als Orientierungshilfe
Oft meiselten Steinmetze Schriftzüge in die Basaltkreuze ein und malten sie farbig aus. Manchmal steht der Name des Verstorbenen darauf, manchmal eine ganze Geschichte. Um einige Kreuze ranken sich Sagen, andere markieren lediglich Grenzen.
Apropos markieren… in Wanderkarten sind solche Wegekreuze oft als Orientierungshilfen eingezeichnet, da sie nicht selten die einzigen markanten Punkte in der Landschaft darstellen oder an Kreuzungen und Gabelungen stehen.
Eines von sehr vielen Basalt- und Wegekreuzen, die auf dem Weg zur „Klosterruine Mädburg“ im Elztal zu sehen sind.
Basaltkreuze in der Osteifel als Fotomotiv und Inspiration
Auch wenn sie nicht mehr die religiöse Bedeutung haben wie früher, so sind die Basaltkreuze in der Osteifel heute für Wanderer und Hobbyfotografen wunderschöne Blickfänger. Sie können die Monotonie einer Landschaft aufbrechen oder einem Ort etwas Mysthisches verleihen.
Und sie können der Auslöser für einen Roman sein. So wie bei der Kölner Autorin Petra Reategui. Sie hat bei einem Spaziergang auf dem Maifeld ein sogenanntes Mordkreuz entdeckt, das sie zu dem historischen Kriminalroman „Moselhochzeit“ inspiriert hat. Er spielt zwischen Mosel und Osteifel und erzählt die Geschichte des Bauern Joseph Brachtendorf, der 1814 bei Moselsürsch erschlagen aufgefunden wurde.
Das Mordkreuz für den erschlagenen Joseph Brachtendorf bei Moselsürsch, Foto: Petra Reategui
Kreuzräuber
Basalt ist so witterungsbeständig, dass immer wieder Mühlsteine aus der Römerzeit gefunden werden, die komplett erhalten sind. Natürliche Feinde hat das Basaltkreuz also nicht. Wie so oft ist es der Mensch, der dafür sorgt, dass sie im Laufe der letzten Jahrzehnte immer weniger wurden. Sie mussten Straßenbauprojekten oder Neubaugebieten weichen. Wenn alles gut lief, setze man sie zumindest um.
Ein schier unglaubliches Phänomen: Weil Antiquitäten in den 70er und 80er Jahren angesagt waren, wurden Basaltkreuze in der Osteifel sogar zu begehrten Sammlerobjekten. Diebe haben solche Kreuze schlichtweg geklaut. Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor, da sie sich so einen Basaltbrocken nicht einfach unter den Arm klemmen konnten.
Das gestohlene „Das Klosenkreuz“ von Welling
In Welling bei Mayen stand mehr als drei Jahrhunderte das „Klosenkreuz“ auf einer weiten hügeligen Fläche zwischen Getreide und Raps. Es war 3,40 m hoch. Der Wellinger Herbert Gilgenbach hatte es gerade erst aufwändig restauriert, da es in 22 Teile zerbrochen war. Er musste es mit Eisen in der Mitte stabilisieren und mit einem Kranwagen wieder aufstellen. Im Jahr 2015 war es plötzlich über Nacht verschwunden. Nur den Sockel, der alleine schon eine Tonne wiegt, ließen die Diebe zurück Bis heute ist das Kreuz nicht wieder aufgetaucht.
Vom 2015 gestohlenen „Klosenkreuz“ bei Welling ist nur noch der Sockel übrig geblieben. Es stammte aus dem Jahr 1668.
Ganz in der Nähe des „Klosenkreuzes“ steht ein weiteres Wegekreuz zwischen Ackerflächen und Wirtschaftswegen.
Es muss nicht immer Basalt sein
Neben den Basaltkreuzen gibt es in der Osteifel viele Flurkreuze und Bildstöcke aus anderen Materialien. Ob am Feldrand, im Wald, an Wanderwegen oder in den Ortschaften selbst. Es sind wohl die letzten ihrer Art. Sieht man einmal davon ab, dass hin und wieder Angehörige und Freunde Verunglückten ein Kreuz an der Unfallstelle widmen. Mitte des 19. Jahrhunderts endete die Tradition der Wegekreuze.
Unter dem Titel „Sühnekreuze und Mordsteine“ gibt es eine Internetseite, die solche Flurdenkmäleer nach Bundesländern und Landkreisen auflistet und ihre Beschaffenheit und ihre Geschichte erzählt. Leider habe ich dort nur einen winzigen Bruchteil dessen gefunden, was in der vulkanischen Osteifel beispielsweise tatsächlich vorhanden ist.
Sie haben Fotos oder Geschichten von Wegekreuzen?
Dann freue ich mich, wenn Sie sie mir für diese Seite zur Verfügung stellen. Schreiben Sie mir unter info@meineeifel.de.
Dieses stimmungsvolle Foto, auf dem das Basaltkreuz so schaurig-schön wirkt, hat Michael Dietzler in Ochtendung an einem Frühlingsabend gemacht.
Diese Aufnahme stammt von Christof Schmalenbach. Das Basaltkreuz steht in Uersfeld.
Ein ganze Serie von Wegekreuzen hat mir Maria Graf aus Kalt geschickt. Sie hat sie auf einem Nachmittagsspaziergang rund um Kalt gefunden.
Wer sich für die Steinkreuze interessiert und mehr darüber erfahren möchte, dem sei das Buch „Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava“ von Kurt Müller-Veltin empfohlen. Es ist zwar vergriffen, wird aber oft antiquarisch zu günstigen Preisen angeboten, z.B. hier: https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/mittelrheinische-steinkreuze-aus-basaltlava/autor/mueller-veltin/
Danke für die Info, Herr Koll.
Eine Frage die sich mir noch stellt, ist ob anhand der Inschrift zu erkennen ist, um was für eine Art Kreuz ( weg, Sühne usw) es sich handelt.
speziell das Basalt Kreuz in thür Nähe des Bahnhofs von 1642 ;)
Hallo Herr Schwarz,
dazu kann ich leider überhaupt nichts sagen.Vielleicht weiß ein Leser dieses Artikels mehr.
Viele Grüße und danke für Interesse,
Martina Gonser
Hallo Frau Gonser,
treffender und aufschlussreicher Text. Die Bilder fangen hervorragend Landschaft und Atmosphäre ein. Gut gemacht!
Das gefällt mir sehr gut, sowohl Bilder wie auch die Texte. Täte ich in der Eifel leben, würde auch ich Kreuze sammeln – aber natürlich nur Fotos von ihnen. Vielen Dank für den Beitrag!
Lieber Gerd, da bin ich ja beruhigt, dass du die Kreuze nur fotografisch einsammeln würdest. Ich würde auch ungern auf sie verzichten. Aber eine Exkursion durch die Osteifel mit dem Ziel, möglichst viel Basaltkreuze „einzufangen“, finde ich eine reizvolle Idee. Die würden auch gar nicht so viel Platz wegnehmen wie andere Sammlerstücke, Puppenstuben, Bierdeckel oder Kaffeekannen….