Das Heimatmuseum „Christinas Stube“ in Polch zeigt in einem schönen Eifeler Bruchsteinhaus alte Alltagsgegenstände, Möbel, Puppen und Puppenstuben der Sammlerin und Kunstmalerin Gisela Ackermann. Die Polcherin hat bis zu ihrem Tod zusammengetragen, was ihr in die Finger kam. Das Polcher Ehepaar Georgi, das mit Gisela Ackermann befreundet war, hat die Sammlerstücke geordnet und aus dem alten Museumsgebäude ein Schmuckstück gemacht.
Was gibt es in „Christinas Stube“ zu sehen?
Gisela Ackermann hat das Heimatmuseum nach ihrer Großmutter Christina benannt. Von ihr hatte sie viele Möbel und Gebrauchsgegenstände, die jetzt in der Küche, im Nähzimmer, im Wohn- oder Schlafzimmer zu sehen sind. Alte Kleidungsstücke, Kochutensilien oder Spielzeug. Puppen und Puppenstuben hatten es ihr besonders angetan. Sie wollte, dass eine Stiftung, der sie ihr Vermögen vermachte, diese Arbeit fortsetzt. Ihre Freunde Monika und Dieter Georgi sollten sich darum kümmern. Und das haben sie dann auch getan. Eine Herausforderung der besonderen Art. Denn es war eine Mammutaufgabe die Hinterlassenschaft der leidenschaftlichen Sammlerin zu sichten, zu ordnen und neu zu präsentieren. In vielen Fällen mussten sie mit sich ringen: was behalten, was wegwerfen? Immer wieder stellten sie sich die Frage: wie viel können wir zeigen, ohne dass der Besucher vor lauter Reizüberflutung das Weite sucht. Ein Problem, das viele Heimatmuseen haben, die von ihren Sammlern selbst bestückt wurden. Auch in Polch ist noch genügend übrig geblieben und man sollte sich viel Zeit nehmen, um sich alles in Ruhe anzuschauen.
„Christinas Stube“ – Ein Haus mit Geschichte
Das traditionelle Bruchsteinhaus, in dem das Heimatmuseum untergebracht ist, gehört zu den schönsten in Polch. Leider gibt es nur noch wenige dieser Art und so hat das Gebäude selbst schon Museumswert. Es wurde in den letzten Jahren geschmackvoll renoviert. Die Georgis haben zwischen dem Museum und dem ehemaligen Wohnhaus der Sammlerin einen modernen Anbau geschaffen um den Puppenstuben und den historischen Puppen einen eigenen Raum zu geben.
Das typische Eifeler Bruchsteinhaus der Biedermeierzeit hat Gisela Ackermanns Urgroßvater 1860 gebaut, später hatte sie mit ihren Eltern darin gewohnt. Die Zimmer sind, wie damals üblich, sehr klein, die Treppe recht steil. Auch nach der Renovierung atmet das Haus die Geschichte längst vergangener Tage.
Die Ausstellungsstücke – Alltägliches, Kunstvolles und Kurioses
Bei meinem Besuch im Heimatmuseum „Christinas Stube“ hat mir besonders gut gefallen, dass mich Monika Georgi durch das Haus geführt hat. Sie hat mir viele Geschichten erzählt, die hinter den Ausstellungsstücken stecken. Ich habe erfahren, dass früher die Maifelder Braut nicht weiß, sondern schwarz trug und die Haartracht eine Art Haube war. Ganz besonders kurios und leicht makaber fand ich die sogenannten Haarbilder. Dieter Georgie erzählt, dass noch Anfang des 20. Jahrhunderts die Eltern verstorbener Kinder aus den Haaren der Kinder Andenkenbilder gefertigt haben. Damals hatte man von seinen Kindern kaum Fotos, da dienten die abgeschnittenen und kunstvoll drapierten Haare als Andenken.
Von Wandschränkchen und anderem Mobiliar
Fast jedes Haus hatte damals ein Wandschränkchen. Es war im besten Sinne des Wortes in die Wand eingelassen. Hier wurde aufbewahrt, was einem lieb und teuer war. Platzsparend in den kleinen Räumen war es außerdem. So ein Wandschränkchen befindet sich auch in der Küche des Polcher Heimatmuseums.
Die Möbel stammen noch aus der Zeit zwischen 1870 und 1910. Manches Stück wurde in den letzten Jahren „aufgemöbelt“, poliert und restauriert. Das Mobiliar sowie die Alltagsgegenstände wie Porzellan, Töpfe oder Stickereien sind typisch für die gesamte Eifel des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. So mancher ältere Mensch wird sich bei ihrem Anblick auch noch an die eigene Kindheit erinnern.
Die Sammlerin und Kunstmalerin Gisela Ackermann. Sie malte nicht nur Bilder, sie bemalte auch hunderte von Eiern.
Der Paradiesgarten
Mit dem Umbau und der Renovierung des Anwesens wurde auch ein schöner Garten nach altem Vorbild angelegt, der vom „Maifeld Radweg“ aus zugänglich ist. Ein blühendes Paradies im Frühjahr und Sommer, in dem auch zwei Buchsbäume stehen, die die Eltern zu Giselas Geburt gepflanzt hatten. Die Polcher Sammlerin hat in ihrem Testament verfügt, dass sie erhalten bleiben müssen. Ich hoffe nur, dass der Buchsbaumzünsler sich auch daran hält.
Das Heimatmuseum „Christinas Stube“ als Kultur- und Veranstaltungsraum
Ein moderner gläserner Anbau verbindet heute das alte Bruchsteinhaus, in dem das Heimatmuseum untergebracht ist, mit dem Haus, in dem Gisela Ackermann mit ihrem Mann Fred gewohnt hat. Dort befinden sich die Büroräume der Stiftung, es gibt eine große Bibliothek, denn natürlich hat Gisela Ackermann auch Bücher gesammelt. Hier sind auch ihre Bilder ausgestellt. Darüber hinaus gibt es einen Veranstaltungsraum mit angrenzender Küche, der für Geburtstage und Familienfeiern genutzt werden kann. Das Heimatmuseum will auch Begegnungsstätte sein. Hier sollen Konzerte, Lesungen und Kunstausstellungen stattfinden. In der Galerie sollen auch junge Künstler die Gelegenheit bekommen, ihre Arbeiten auszustellen. Bei einem Konzert kurz nach Weihnachten, hatte das „accoustic duo Lustgarden“ aus dem benachbarten Kottenheim bereits ein „volles Haus“.
Insgesamt können sich die ehrenamtlich engagierten Georgis über die Resonanz nicht beklagen. An manchen Sonntagen drängen sich die Besucher geradezu in den Räumen des Heimatmuseums.
Stilechter Auftritt zur Wiedereröffnung von „Christinas Stube“ im September 2019
Das „accoustic-duo Lustgarden“ mit Jutta Menningen und Ulli Herschbach
Monika und Dieter Georgi haben das Heimatmuseum „Christinas Stube“ umgebaut und eingerichtet
Puppen, Puppen und noch mal Puppen
Gisela Ackermanns Sammelleidenschaft galt Puppen. Das ist nicht zu übersehen. Die kinderlose Polcherin liebte Puppen und Puppenstuben und hier hat sie so manches Schätzchen zusammengetragen. Puppenstuben von 1880 bis 1930 sind hier zu sehen, mit allen Details, die mit viel handwerklichem Geschick angefertigt wurden. Viele der Puppen stammen aus berühmten thüringischen Puppenmanufakturen oder sind Künstlerpuppen aus den vergangenen 30 Jahren.
Öffnungszeiten und Kontaktdaten:
Das Heimatmuseum „Christinas Stube“ hat bislang noch keine eigene Homepage, ist aber auf Facebook vertreten.
Mittwoch und Sonntag ist es von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, eine Spende ist aber willkommen.
Ansprechpartner ist Dieter Georgi, Telefon: 02654/4062245
Adresse: „Christinas Stube“, Im Biengarten 6, 56751 Polch
Weitere Ausflugsziele auf dem Maifeld (Osteifel)
Wer nicht nur wegen zwei Stunden Museumsbesuch von weither anreisen will, dem möchte ich hier noch ein paar Tipps geben, wie er seinen Besuch in „Christinas Stube“ mit anderen Ausflügen oder Besichtigungen kombinieren kann. Das ist nämlich sehr gut möglich:
1. Burg Eltz – nur 15 Minuten und 10 Kilometer von „Christinas Stube“ entfernt
2. Stiftskirche, Stadtrundgang und „Ladenmuseum“ in Münstermaifeld, nur 10 Minuten von Polch entfernt
3. Die Schwanenkirche bei Roes, eine Kirche mit Glasfenstern, die bei entsprechendem Lichteinfall ein prächtiges Farbenspiel entfalten. 14 Kilometer und 15 Minuten entfernt
4. Burg Pyrmont, ebenfalls in Roes
5. Das „Traumpfädchen Paradiesweg“ verläuft keine fünf Minuten vom Heimatmuseum entfernt am Rande von Polch und bietet vor allem im Frühjahr besonders spektakuläre Aussichten auf die Rapsfelder ringsherum.
6. Der „Traumpfad Schiefer-Nettepfad“ in Trimbs, 4 km und 7 Minuten entfernt
7. Die Stadt Mayen mit der Genovevaburg, Vulkanmuseum und dem interessanten Grubenfeld, 11 km und 14 Minuten vom Heimatmuseum entfernt
8. Der „Maifeld Radweg“ führt direkt am Museum vorbei und führt jeweils 10 km weit von Polch nach Mayen, Ochtendung und Münstermaifeld
9. Die schön gelegene Heilig-Kreuz-Kapelle in Mertloch, nur 5 Minuten entfernt
10. Verschiedene Bauerncafés und Restaurants in Polch und Münstermaifeld servieren leckere Kuchen und regionale Gerichte
Und vieles mehr, zu finden auf https://www.meineeifel.de/
Ich bin zutiefst traurig das Gisela Ackermann verstorben ist.Ich Andreas Högner aus München,aufgewachsen in Mayen und von Kind an mit Gisela Ackermann verbunden.Meine Mutter Trude Högner gestorben 2003 war eine enge Freundin von Gisela.Sie war ein so liebenswerter,herzlicher Mensch.Ihr Talent der Malerei war grossartig.Ich habe durch den Tod meiner Mutter,auch Geschenke eine kl Kollektion an Bildern.Ich erinnere mich so sehr an die Matines in Polch,sei es in der Synagoge und im Museum.Es waren Sonntage die ich nie vergessen werde.So auf diesem Weg meine Trauer.Gisela bleibt immer in meinem Herzen,
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Högner
Lilienstrasse 77
81669 München